Paul Damjakob
Domorganist  1962 - 2005


Kardinal Simonis zu Gast bei Paul Damjakob
am 3. Juli 1989
Wilhelmstraße 3 - Würzburg

Fotos: Roswitha Damjakob-Albert



Mo 3.7.89 "Herzlich willkommen, Eminenz, danke, dass Sie kamen. Kaffee,Tee"? "Ich denke 1 Bier."

Foto: Bier + Kardinal + Priesterschwager ElmarAlbert.
Alle Fotos: Roswitha Damjakob-Albert

Man sprach über Kirche, Welt, Glauben. Meine Frau und ich waren ganz Ohr; wann hat man schon mal einen leibhaftigen Kardinal am Tisch, der plötzlich auf die Uhr schaut und sagt:"Vor genau einer Woche um diese Zeit saß ich beim Papst am Tisch, der seine Staatsbesuche miteinander verglich und den Hollandbesuch als "miesesten" in Erinnerung hatte. Er habe dem Papst dann Hollands Geschichte erklärt im Kampf um Freiheit gegenüber Philhipp II. etc. Dabei fiel mehrfach das Wort "Glaubenskrise".

Das war meine Chance, das Steuer der Gespräche wieder in Richtung Orgel herumzureißen. Ich sprang auf und sagte: "Eminenz, ich glaube, das beste Mittel gegen Glaubenskrisen ist Orgelspielen". "Da haben Sie Recht", sagte er und begab sich an die Orgel, während ich ihm die Register zog. Nach ihm war ich dann an der Reihe. Hatte doch der Kardinal nach dem Pontifikalamt an der Domorgel festlich improvisiert und sich danach auf meine Einladung zur Hausorgel mit echten Pfeifen ganz nah beim DOM gegen eine Zusammenkunft in Himmelspforten entschieden.

"Kardinal Simonis möchte Sie kurz sprechen" sagte mir Bischof Scheele per Sakristeitelefon zum Orgelspieltisch; dann der Kardinal: "Herr Domorganist, ich würde nach dem Pontifikalamt gerne zu Ihnen an die Orgel kommen." " Oh, welche Ehre!" "Bischof Scheele sagte mir, Sie könnten Fugen wie gedruckt improvisieren". Nach der Messe kam er dann über alle Treppen: "Der Bischof hat die Wahrheit gesagt, ich habe genau zugehört." Nach gut anderthalb Stunden geleitete ich den Hohen Besucher zurück zu den Erlöserschwestern, bei denen öfter zu spielen seit meiner Emeritierung meine große Freude ist. Zweimal gewährte mir - das 2. Mal mit meiner Frau - der Kardinal in Utrecht Audienz, wobei wir in der Hauskapelle an seiner großen Elektronenorgel abwechselnd spielten und meine Frau am Flügel ihn mit Bach, Mozart und Chopin erfreute. Er spielte dann ein Stück von Rachmaninow, welches er improvisatorisch geschickt erweiterte, dabei lächelnd um Verständnis bittend, als Kardinal könne er nun mal nicht 6 Stunden am Tag üben.

In einer Schlussimprovisation in der Kapelle kombinierte ich den "Wilhelmus" mit dem Deutschlandlied. "Das hätte die Königin hören müssen", sagt er liebevoll. "Danke, lieber Kardinal Simonis! Ad multos annos!"

Das Video: https://youtu.be/qy0SSjXHXHM







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