Paul Damjakob

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Die Presse schreibt über das Lebenswerk Paul Damjakobs


  "Alles meinem Gott zu Ehren"
Würzburger Katholisches Sonntagsblatt
Nr. 51 vom 19. - 26. Dezember 2004

  Was der Domorganist Paul Damjakob niemals erzählen wird
Würzburger Volksblatt
Nr. 300 vom 27. Dezember 2004

  Domorganist Paul Damjakob schied nach fast 43 Jahren aus dem Amt
Prima Sonntag
vom 16. Januar 2005

  Mit Geist, Seele, Esprit und Perfektion
Würzburger Katholisches Sonntagsblatt
Nr. 3 vom 16. Januar 2005

  Ein begnadeter Improvisator
"Die Tagespost"
Nr. 8 vom 20. Januar 2005



"Alles meinem Gott zu Ehren"
Paul Damjakob, der dienstälteste Domorganist Deutschlands, geht am 10. Januar in den Ruhestand

Einen Tag vor Heiligabend wird der Würzburger Domorganist Paul Damjakob 65 Jahre alt. Alt? Man kann es - kaum glauben, denn: jung ist er geblieben, dem Aussehen nach, aber auch in seinem ganzen Wesen. Ein Vollblutmusiker ist er bis auf den Tag, temperamentvoll, leidenschaftlich, ideenreich - Attribute, die man gemeinhin der Jugend zuordnet. Und dennoch gilt es für ihn Abschied zu nehmen von einem Amt, das ihn in fast 43 Dienstjahren bis ins Innerste geprägt hat und das ihn zu einer respektablen Würzburger Institution werden ließ.

Mit Paul Damjakob geht der dienstälteste Domorganist Deutschlands in den Ruhestand. Und er kann auf ein wahrhaft gottgesegnetes Lebenswerk zurückblicken. Als er am 1. April 1962 offiziell sein Amt antrat, war er mit gerade mal 22 Jahren der jüngste seines Standes in Deutschland.

War ihm die Musik etwa gar schon in die Wiege gelegt? "Bei uns in der Familie wurde, begleitet von meiner Gitarre spielenden Schwester, viel gesungen: Volks- und Kirchenlieder, kölsche Willi-Ostermann-Lieder bis hin zu allen möglichen Operettenweisen. Dazu erfand ich meist eine zweite Stimme, nicht nur in Terzen, auch mit Modulationen. Das fiel auf."

Am 23. Dezember 1939 im niederländischen Heerlen als Kind deutscher Eltern geboren, flüchtete Paul mit Mutter, Schwester und Bruder im September 1944 nach Verl in die ostwestfälische Heimat des Vaters, der erst 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft heim kam. In Gütersloh besuchte der katholische Junge das evangelische Stifts-Gymnasium.

Damjakob: "In der Schulkantorei - mein Bruder sang im Bass, ich im Alt - hatten es mir neben den a-capella Sätzen von Scheidt, Schein, Schütz, Frank, Bach usw. besonders die evangelischen Kirchenlieder mit ihren Orgelharmonisierungen angetan, die katholischen kannte ich ja."

"Entdeckt" habe ihn der Kantor Gottfried Wagner, ein Bruder des Detmolder Musikprofessors Alexander Wagner, als er frei nach dem Gehör Buxtehudes Weihnachtskantate "Das neugeborne Kindelein ..." auf der Stiftsorgel nachspielte. Sein Talent war offenbar geworden "mit einer Weihnachtsweise", wie Damjakob lächelnd zu erzählen weiß.

Ab Ostern 1956 studierte er dann in Regensburg an der "ältesten katholischen Kirchenmusikschule der Welt" unter dem Priestermusiker Direktor Dr. Ferdinand Haberl. Weiteres organistisches und kirchenmusikalisches Rüstzeug - so vor allem in Satzästhetik - holte er sich danach an der Berliner Musikhochschule bei Professor Joseph Ahrens. Dieser namhafte Orgelimprovisator, Komponist und Interpret erkannte Damjakobs besonderes Improvisationstalent und veranlasste seinen Schüler, die Spontaneingebungen kompositorisch zu untermauern und notenschriftlich zu fixieren.

Und nun nach Würzburg: Mit dem Fortschreiten des Wiederaufbaus und einer geradezu überschäumenden Hochblüte des kirchlichen Lebens in der unterfränkischen Bischofsstadt suchte man dort einen Nachfolger für Philipp Kunz, den Würzburger Domorganisten von 1937 bis 1944 - im Januar 1945 gefallen und ebenfalls gerühmt als Improvisator -, und für Ludwig

Körber, der von 1950 bis 1960 Domorganist und anschließend Dozent am Würzburger Staatskonservatorium war. Eine diesbezügliche Anfrage also ging 1961 auch nach Berlin - an Paul Damjakob, der noch mitten im Studium stand.

"Würzburg, das ist doch die zerbombte Stadt am Main mit dem speziellen Wein in diesen merkwürdigen Flaschen und mit dem Stammkloster unserer Augustiner - St. Rita in Berlin war damals meine Organistenstelle -, die Stadt auch, wo unser Kardinal Döpfner vorher Bischof war." Das war eigentlich schon alles, was Paul Damjakob damals über die Bischofsstadt wusste, als er der Einladung des Domkapitels zum Probespiel folgte: Die weitgehend zerstörte Kathedrale war noch Baustelle. Also gab es noch keine Domorgel, und das Probespiel fand über den Gräbern der Frankenapostel statt, aber schon an einer Klais-Orgel.

Die Mitglieder des Domkapitels und Musikfachleute waren sich einig: dieser ideenreiche 21-Jährige scheint unser Mann für das Amt des Domorganisten im Hinblick auf den wiedererstehenden Dom und eine neue Domorgel zu sein.

Allerdings musste Damjakob noch sieben Jahre mit der Neumünsterorgel vorlieb nehmen, bis dann am Sonntag, dem 2. Februar 1969, die neue Querschiff- und Langhausorgel aus der Bonner Werkstatt Klais durch Bischof Josef Stangl geweiht werden konnte. Ein besonderer Glücksfall - von Damjakob als "Gottesgeschenk" bezeichnet: Er konnte maßgeblich an Planung und Konzeption dieses klanglich wie architektonisch so imposanten, 87 Register umfassenden Instruments mitwirken, wobei ihm damals der Chef des Landbauamtes, Oberregierungsbaudirektor Otto Mayer, "zum Segen des Instrumentes", so Damjakob,' als kritisch verlässlicher Freund zur Öffnung der Westwand hinter der Uhr verholfen habe.

Die Domorgelweihe zu den Klängen von Damjakobs eigens dafür komponiertem "Deutschem Ordinarium" op. 3 (CD 503) markiert denn auch den Beginn einer ebenso zärtlichen wie leidenschaftlichen "Liebesbeziehung" zwischen ihm und "seiner Orgel", deren Schlüssel er am 10. Januar 2005 seinem Nachfolger übergeben wird. Am vorhergehenden Sonntag, dem Fest der "Taufe des Herrn", spielt er am Vormittag sein letztes 10-Uhr-Konventamt, und um 16 beginnt das Abschiedskonzert, in dem auch neue Melodien, veröffentlicht in einer Ehrenschrift des Domkapitels - "Es erklang im Dom" - zu Gehör kommen werden.

Fast 43 Domorganistenjahre, das sind zum einen die Werktags- und Sonntagspflichten, liturgische Liedbegleitungen und Improvisationen zu den verschiedenen gottesdienstlichen Feiern der Woche - nicht mehr nachzählbar, aber bestimmt mehr als 30000. Für den Mann an der Orgel ist das "Gottesdienst und Dienst am Menschen in einem". Stets ist er darauf bedacht "den Kult so schön und angemessen zu gestalten, dass sich die Gläubigen gesammelt und froh darin bewegen können".

Damjakobs zweites, vertraglich mit der Diözese vereinbartes "Standbein" ist das konzertante Musizieren, für ihn ein musikalisches Weiterführen der Liturgie mit Formen, die den normalen Rahmen eines Gottesdienstes sprengen würden. Noch im Jahr der Orgelweihe begründete er die "Würzburger Orgelkonzerte im Dom". Zunächst waren es vier, dann sechs bis sieben große Konzerte jährlich. Mit seinem Abschiedskonzert am 9. Januar werden es zusammen runde 230 sein. Daneben lief die Reihe B-Orgelvorführungen, die er ab 2000 von April bis Oktober als tägliche Mittagsmeditationen gestaltete. Seine Lieblingskomponisten sind Bach, Reger, Mozart, Mendelssohn und Rheinberger sowie die Franzosen Dupré, Poulenc und Messiaen.

Damjakobs Ruf als werkgetreuer, stilsicherer Interpret, als geradezu genialer Improvisator und als vielseitiger Komponist reicht weit über Würzburg hinaus. Dazu ein markantes Beispiel: Max Regers einzigartige Choralfantasie "Wachet auf". Sein ganzes Organistenleben habe Damjakob um dieses Stück gerungen, schreibt sein ehemaliger Domorgelassistent Hannes Brachat in dem schönen Weihnachtsbuch "Puer natus est nobis", in dem u.a. auch Damjakobs Weihnachtsmusizieren gebührend gewürdigt wird. Regers Musik, speziell diese adventlich-endzeitliche Choralfantasie, erachtete der schon ernannte Würzburger Domorganist und "Noch-Student" in Berlin als entscheidend bei der Disposition seiner künftigen Würzburger Domorgel.

Überall, so Brachat, wo Damjakob dieses "Wachet auf" spielte, erregt er Aufsehen - so 1996 im Berliner Dom, 1978 im Freiburger Münster, 1974 im Dom zu Münster, 1971 im Kölner Dom, wo es erstmals nach einem Orgelkonzert spontanen Beifall gegeben habe.

Eine musikalische Sternstunde sei es auch gewesen, als Damjakob dieses Werk 1975 zum Abschluss der Würzburger Synode im St.-Kilians-Dom zelebrierte. Der Würzburger Domorganist hatte während der Synode die Aufgabe, die Synodalen mit einer Meditation in ihre Tagesarbeit einzustimmen. Dabei entstand eine Komposition in Form einer Ouvertüre, auf CD 505 von Kardinal Döpfner in historischer Aufnahme angekündigt und ihm gewidmet in einer Druckausgabe bei Echter in Würzburg. Der Dank des Synodenvorsitzenden Julius Kardinal Döpfner freut und ehrt den Würzburger Domorganisten bis heute.

Ein absoluter Höhepunkt in Damjakobs Kirchenmusikerleben war der Deutschlandbesuch von Papst Johannes Paul II. im Juni 1996. Für dieses kirchliche Großereignis hatte der Würzburger Domorganist den ehrenvollen Auftrag, zwei Gesänge zu vertonen und einen Pontifikalmarsch für Blechbläser zu instrumentieren. Bei der von Menschenmassen umjubelten Einfahrt des Heiligen Vaters ins Berliner Olympiastadion erklang somit nach dem "Christus vincit" die Orchesterfassung jenes unter die Haut gehenden Einzugsmarsches, den Damjakob zu Ostern 1972 als Orgelstück für Bischof Josef Stangl komponiert hatte.

Paul Damjakob verwendet gerne den Begriff "von Gott geschenkt", wenn er über sein Leben und sein Arbeiten spricht. Dazu zählt er an vorderster Stelle auch seine 1966 geschlossene Ehe mit der Würzburger Schulmusikerin, Pianistin und Sopranistin Roswitha Albert. Die Würzburger Arzttochter steht ihm seither auch als kompetente Diskussionspartnerin in allen Musikfragen zur Seite. "In jedem Orgelakkord klingt sie zu 50 Prozent mit", beteuert er von Herzen. Roswitha Damjakob war auch mit dabei, als in der Berliner St. Nikolai-Kirche Damjakobs Berliner Kanonmesse "Hommage à Anton Bruckner" für gemischten Chor, 24 Bläser und Pauken aufgeführt wurde. Das war am 3. Oktober 1999, zehn Jahre nach dem Mauerfall. Zu diesem Tag war eine vom Ehepaar Damjakob gestiftete Gedenktafel an dem evangelischen Gotteshaus für den Nikolai-Kantor Johann Crüger und den hier ebenfalls wirkenden Dichter und Pastor Paul Gerhardt enthüllt worden.

Da die gespielte, die zu hörende Musik naturgemäß eine zwar ebenso tief gründende wie hoch erhebende, aber eben auch eine flüchtige Kunst ist, ist es Damjakobs Bestreben, möglichst vieles festzuhalten. Zehn Notenhefte liegen bereits im Druck vor, wobei Heft 5 und Heft 6 weihnachtliche Themen beinhalten; zwei weitere Hefte sind in Vorbereitung. Und dann gibt es natürlich eine ganze Reihe von Einspielungen, früher auf Schallplatte, heute auf Silberscheibe. 17 CDs von ihm liegen mittlerweile vor.

Lob, Dank und Verherrlichung Gottes - das ist bei Paul Damjakob sicher der tiefste Beweggrund seines ganzen musikalischen Schaffens: "Ad maiorem Dei gloriam - alles zur größeren Ehre Gottes". Wen wundert's, dass gerade jenes liturgische Fest in seinem Organistenleben einen besonderen Stellenwert einnimmt, über dem das "Ehre sei Gott in der Höhe" gleichsam als Überschrift steht: das Weihnachtsfest. Steht der scheidende Würzburger Domorganist doch allein schon durch sein Geburtstagsdatum diesem Fest ganz nahe. Frucht seiner gedanklichen wie musikalischen Beschäftigung mit dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes sind denn auch Damjakobs zahlreiche Einspielungen von Improvisationen und notierten Stücken weihnachtlichen Inhalts. Seine bereits 1975 erschienene Langspielplatte "Heiligste Nacht" ist, mit erweitertem Programm, seit längerem auch als CD zu haben, ein regelrechter Weihnachtsklassiker mittlerweile. Eine weitere zeitlich gerade aktuelle Silberscheibe mit dem Titel "Advent und Weihnachten - Improvisationen und Kompositionen" erschien vor zwei Jahren, und, so bleibt zu hoffen, es wird wohl nicht die letzte sein.

Seine erste Arbeit im Ruhestand - für ihn heißt das "Außer-Dienst-Stand" - wird die Herausgabe einer weiteren CD sein. Ihr Titel: "Alles meinem Gott zu Ehren" - Paul Damjakobs Dank an seinen Schöpfer. Ad multos annos!

Ewald F. Rhein
Würzburger Katholisches Sonntagsblatt / Nr.3 v. 16. Januar 2005




Was der Domorganist Paul Damjakob niemals erzählen wird
Von der Liebe zu Eisenbahnen und zur Natur und vor allem zur Musik
Zum Jahresende geht er in den Ruhestand

Wenn ein Berufsmusiker über schwere Technik redet, als sei er als Azubi auf einer Dampflok gefahren, dann ist das ungewöhnlich. Aber Paul Damjakob, Noch-Organist in Würzburg, ist eben ein ungewöhnlicher Mensch.

Paul Damjakob erzählt. "Ich steh´ im Eisenbahnabteil am Fenster, denn ich wollte unbedingt gleich den ersten Strommasten sehen. Damals begann bei Würzburg die elektrifizierte Bahnstrecke - das war was Neues! Und was seh` ich dann auch noch? Eine E 94, das deutsche Krokodil!" Noch fast 50 Jahre später kann er sich über den Anblick der legendären Lokomotive freuen, der ihn, auf der Fahrt vom heimatlichen Ostwestfalen zur Kirchenmusikschule nach Regensburg, in freudige Erregung versetzte.

Paul Damjakob erzählt. Von Lokomotiven, die E 18 heißen und E 44, vom großen Mosaik einer Dreizylinder-Dampflok, das einst den Würzburger Bahnhof schmückte - "mein erster Eindruck von Würzburg, noch vor der Residenz und Tiepolo!" ...

Paul Damjakob: Ein Eisenbahn-Fan, der aber nie ernsthaft Lokführer werden wollte. Sondern von Jugend an Organist. Dass er das geschafft hat, hat mit seiner Kompetenz als Musiker zu tun. Damjakob, ein gläubiger Mensch, sagt aber auch: "Das war Fügung." Zum 31. Dezember tritt Deutschlands dienstältester Domorganist dann in der Ruhestand, den er "Außerdienststand" nennt. Was die Situation wohl auch besser beschreibt.

Denn Paul Damjakob ist Musiker durch und durch. So einer hört zwar, wenn auch ungern, mit der Arbeit auf. Aber Damjakob war schon immer mehr als "nur" Domorganist. Jetzt gilt es Kompositionen fertig zu stellen, Noten druckfertig zu machen, CDs herauszubringen. Die Musik wird auch weiterhin einen gehörigen Platz in Paul Damjakobs Leben einnehmen.

Endlich mit der Gattin reisen
Und endlich steht auch Reisen auf dem Programm: Prag, Amsterdam, Brüssel, Naumburg fallen Paul Damjakob und Gattin Roswitha (eine ausgebildete Sopranistin und Pianistin) auf Anhieb ein. Sechs-Tage -Woche mit Orgelspiel in Gottesdiensten, mit Konzerten, mit Improvisationen und Planungen, haben bisher sogar verhindert, dass Damjakob Wien besuchen konnte, die Stadt der Musik, die Stadt Mozarts, den er besonders verehrt.

Der Dienst, sagt Damjakob rückblickend, sei manchmal aufreibend gewesen. In über 40 Jahren gab es schon mal Konfrontationen mit dem Klerus. Einmal wollte sich Paul Damjakob sogar auf eine andere Stelle bewerben. Er ließ es bleiben - und hat es nie bereut. Wo sonst hätte er auch ein Instrument spielen können, das nicht nur zu den größten in Europa zählt, sondern auch maßgeblich von ihm selbst konzipiert wurde.

Als er am 1. April 1962, gerade mal 22-jährig, das Amt in Würzburg antrat, war der im Krieg zerstörte Dom noch Baustelle und ohne Orgel. Damjakob spielte die Neumünsterorgel, das mächtige Dom-Instrument wurde 1969 eingeweiht - und für Damjakob begann eine innige Beziehung zu der Schönheit an der Westwand des Kiliansdoms. "Ich hab` sie in mir", sagt der Musiker.

Paul Damjakob - der geschätzte Improvisator - feierte auch als Komponist Erfolge. Der in Holland geborene Würzburger schrieb für den Katholikentag 1980 die Hymne und eine Kanonmesse für Chor und Bläser. 1996 erklangen drei Damjakob-Stücke im Berliner Olympiastadion, wo Papst Johannes Paul II. zwei Märtyrer heilig sprach. Ein Kompositionsauftrag kam 1998 vom Vatikan.

Paul Damjakob erzählt. Von seiner Liebe zur Natur und Bäumen, von einem Hang zur Landwirtschaft. Er hätte im "Außerdienststand" wohl selbst dann genügend Interessen, wenn es die Musik nicht gäbe. Doch das ist eine Geschichte, die Paul Damjakob nie erzählen wird: Die von einem Leben ohne Musik.

Ralph Heringlehner
Volksblatt - Journal / Nr. 300 vom 27. Dezember 2005




Domorganist Paul Damjakob schied nach fast 43 Jahren aus dem Amt

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat den bisherigen Würzburger Domorganisten Paul Damjakob (65) für dessen fast 43-jähriges Wirken an der Kathedralkirche Sankt Kilian gewürdigt. Bei einem Pontifikalgottesdienst am Sonntag (9. Januar) sagte der Bischof, Damjakob habe die Kirchenmusik am Kiliansdom in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich mitbestimmt. ...

Bischof Hofmann erinnerte an die Berufung des 22-jährigen Damjakob zum Domorganisten von Würzburg im Jahr 1962. Mit der von Damjakob entscheidend mitkonzipierten Domorgel werde eine Klangvielfalt möglich gemacht, die viele bedeutende Organisten priesen.

Der Bischof dankte Damjakob für die zahlreichen Kompositionen und Improvisationen sowie für die "unglaubliche Treue": "Paul Damjakob hat als Domorganist in Würzburg eine Kontinuität gelebt, die sehr sehr selten ist."

Zur Musik sagte der Bischof, dass in ihr etwas von der Offenbarung Gottes aufleuchte. Sie stehe am Übergang von Zeit zu Ewigkeit.

Prima Sonntag / 16. Januar 2005



Mit Geist, Seele, Esprit und Perfektion
Beim Abschiedskonzert zog Paul Damjakob nochmals alle Register der Domorgel

Einen so großen Zuspruch muss man sich verdient haben. Der Kiliansdom war beim Abschiedskonzert des langjährigen Domorganisten Paul Damjakob voll besetzt. Der dienstälteste Domorganist Deutschlands verabschiedete sich nach fast 43 Jahren mit einem außergewöhnlichen Konzert. Hierzu kramte er einmal mehr in seiner Notenkiste.

Als liturgischer und konzertierender Organist ist Damjakob vielen längst geläufig, als Komponist jedoch gewährte er in diesem Konzert einen umfassenden Einblick in sein Schaffen, das - mehreren Stilen zugewandt - einen imposanten, bisweilen sogar koketten Eindruck hinterließ.

Füllhorn der genialen Kunst
Als Improvisator wusste er aus einem schier unerschöpflichen Fundus nie versiegender Einfälle zu schöpfen, und auch in seiner breit gefächerten Kompositionsweise schien ihm die Tinte leicht aus der Feder geflossen zu sein. Eine Menge schöner auf dem Notenblatt fixierter Eingebungen streute Damjakob aus dem Füllhorn seiner genialen Kunst. Zahlreiche Sänger und Instrumentalisten widmeten sich mit Herzblut, subtilem Einfühlungsvermögen und technischer Fertigkeit intelligent dem Reigen seiner unterschiedlichen Kompositionen. Unter ihnen befanden sich manche Preziosen, die man immer wieder gerne hört. Darunter begeisterten als Uraufführungen das von Angelika Hiller (Sopran) jubilierend leicht gesungene "Gloria", die lupenrein und ausdrucksedel vorgetragenen drei "Tantum ergo" mit dem hervorragend disponierten Kammerchor Gertrud Brandl, die ein Juwel für einen leistungsfähigen Kirchenchor sein dürften. So schön kann echte, tief empfundene und fromme Kirchenmusik klingen. Sodann beeindruckten die brillante "Suite für Oboe solo", souverän gespielt von Ralf-Jörn Köster, besonders galant das "Allegretto und Fuge", welches das Klarinetten-Trio "Orange" mit viel Sensus für melodische Linien und polyphones Zusammenspiel dargeboten hatte, ebenso die verinnerlichte Meditation "Veni Emanuel" von J.Neunern (Altsaxophon) vorgetragen.

Aufblühende Melodik
Gut gefiel das fein empfundene Lied "Der Engel des Herrn", innig mit leuchtendem Sopran von Gabriele Firsching dargeboten. Eine weitere Attraktion stellte ein jüngst komponiertes Opus dar, die Uraufführung des "Antiphon und Duett" für Violine und Orgel. Darin kommen allerhand geigerische Finessen vor und wunderschön aufblühende Melodik, die von Ella Bulatova mit echt geigerischem Sensus glänzend gemeistert wurden. Dazwischen gelangten noch andere Werke zur Wiedergabe, die geeignet sind, den liturgischen Rahmen musikalisch auszuschmücken und konzertant ihren Zweck erfüllen. Mitwirkende hierbei waren Andreas Stoy (Bassbariton), Peter Arnold (Bariton), Sebastian Hahn (Trompete), Arthur Reiser (Klarinette), Karin Amrhein (Bassetthorn), Sven Schöllmann (Bassklarinette) und das Blechbläser-Ensemble Sebastian Hahn. Dass sich Damjakob auch als Liedkomponist und Textdichter erfahren zeigte, davon zeugen nicht nur seine Beiträge im "Gotteslob", sondern auch die zum Mitsingen in die Programmfolge eingestreuten Lieder "Um Neujahr und Erscheinung" und die "Ode an Würzburg". Auch in der einfachen Volkstümlichkeit bewährte sich der Meister! Höhepunkt des Konzertes war Max Regers große Fantasie und Fuge über "Wachet auf, ruft uns die Stimme" op. 52,2. Hier - wie auch bei den Begleitungen seiner eigenen Werke - konnte Damjakob nochmals alle Register der großen Domorgel ziehen, überlegt, differenziert bis hin zum gewaltigen Plenum, immer geschmackvoll und stilistisch kompetent. Mit Geist, Seele, Esprit und spieltechnischer Perfektion vollendete Damjakob sein künstlerisches Organistenleben, das die gläubigen Seelen ebenso beeindruckte wie die Konzertbesucher.

Klaus Linsenmeyer
Würzburger Katholisches Sonntagsblatt / Nr.3 vom 16. Januar 2005




Ein begnadeter Improvisator
Paul Damjakob verabschiedet sich nach 43 Jahren als Würzburger Domorganist

Eine Ära ist zu Ende. Als Paul Damjakob im April 1962 sein Amt angetreten hat, war er mit 22 Jahren der Jüngste in der Riege deutscher Domorganisten. Nun hat er es nach fast 43 Jahren für den verdienten Ruhestand eingetauscht. Seit Jahren schon ist er der Dienstälteste in dieser erlauchten Runde gewesen. In Würzburg war er eine Institution. Den Dom ohne Damjakob - das konnte sich niemand denken. Und so wird die fränkische Beharrlichkeit nun auch einige Zeit brauchen, um zu verinnerlichen, dass es nicht mehr »der Damjakob« ist, der am Spieltisch der Klais-Orgel die Tasten schlägt.

Wie es so ist bei Institutionen: Sie gehören einfach dazu, mancher merkt gar nicht mehr, dass es sie gibt, und sie werden erst vermisst, wenn sie weg sind. Damjakob hat sich in seinem Generationen umgreifenden Wirken immense künstlerische Verdienste erworben; in den letzten Jahren musste er freilich erleben, dass sie nicht mehr so aufmerksam beachtet wurden wie in den sechziger, siebziger Jahren, als die katholische Kirche auf einem Höhepunkt ihrer gesellschaftlichen Wirksamkeit war und Paul Damjakob diesen Höhenflug musikalisch-künstlerisch begleitet hat. Was hat der Domorganist in launigen Stunden, wenn der Frankenwein sein Erzähltalent beflügelt, zum Besten gegeben! Geschichten von der Planung der großen Domorgel, die er maßgeblich bestimmt hat. Berichte von der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik, bei der sich heute legendär gewordene Kardinäle und Theologen, von Döpfner und Ratzinger über Höffner und Lehmann bis Rahner und Schnackenburg die schweren Bronzetore des Domes in die Hände gegeben haben. Anekdoten aus dem Alltag des Organisten, der nach eigener Schätzung dreißigtausend liturgische Ereignisse vom Hochamt bis zur Gebetsstunde mit seiner stets überlegt und geistvoll ausgewählten Musik veredelte.

Aber auch Erinnerungen an Orgelkonzerte, die er organisierte und spielte. Rund 230 waren es seit 1969, als Damjakob die Reihe mit dem für ihn bezeichnenden Titel "Ad majorem Dei Gloriam" initiierte, denn zur "höheren Ehre Gottes" wollte er sein künstlerisches wie sein liturgisches Spiel immer verstanden wissen. Damjakob hat gern mit Anderen musiziert. So auch in seinem Abschiedskonzert, zu dem er noch einmal Künstlerinnen und Künstler eingeladen hat, mit denen er sich verbunden fühlt. 700 Menschen folgten dem musikalischen Reigen, bei dem es über Bach und Reger hinaus auch noch einmal um eigene Schöpfungen des fruchtbaren Komponisten und Improvisators Paul Damjakob ging. Die Liste seiner Werke ist stattlich. Zur Domorgelweihe 1969 schrieb er ein "Deutsches Ordinarium", für Bischof Josef Stangl schuf er einen Pontifikalmarsch, den er zum Deutschlandbesuch des Papstes 1996 instrumentiert hat. Seine Improvisationen zogen die Hörer aus nah und fern an. Sie waren es, die den Ruf Damjakobs schon in jungen Jahren begründeten, als ihn sein Berliner Lehrer Joseph Ahrens ermunterte, spontane Eingebungen auszuarbeiten und in Noten zu fixieren. Damjakobs Improvisationen verkünstelten sich nicht. Sie waren stets gut zu entschlüsseln, folgerichtig aufgebaut und in klassische Formen der Kompositionskunst gekleidet. Kein Wunder: Bach, Reger, Mozart, Rheinberger, Liszt, Messiaen und die singuläre Erscheinung Julius Reubke sind Damjakobs bevorzugte Meister, für Bruckner hat er eine Hommage in Form einer Messe geschrieben. So färbte die ehrwürdige Tradition auf den Würzburger Meister ab, ohne seine Individualität zu verfärben.

Nun hat Bischof Friedhelm Hofmann den Domorganisten verabschiedet, der drei Bischöfen gedient hat. Zur Ruhe wird sich Damjakob nicht begeben: Siebzehn CDs und einige Videos hat er herausgegeben, weitere sollen folgen. Es ist schwer vorstellbar, dass er sich allein an den Trafo-Regler seiner geliebten Modelleisenbahn zurückzieht. Man darf hoffen, dass er hin und wieder Gelegenheit erhält, mit seinem Improvisationstalent seine treue Hörergemeinde zu erfreuen. Und auch die Feder zum Komponieren sollte nicht entgleiten. Ist doch Damjakobs Motto, alles zur höheren Ehre Gottes zu tun, kein Berufs-, sondern ein Lebensprogramm.

Werner Häußner
"Die Tagespost" / Nr. 8 vom 20. Januar 2005




 
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